Die "Selbstversorgungsillusion"

Die weltweite Finanzkrise hat einen in der jüngsten Geschichte einmaligen "Zusammenbruch" des Vertrauens in die Finanzinstitute hervorgerufen. Wir haben erlebt, dass als sicher eingestufte Aktien, Fonds oder Immobilien in kurzer Zeit wesentlich an Wert verloren haben. Unerwartet und weltweit ist der über der Realwirtschaft als große Blase existierende Finanzbereich wie ein Ballon, der seine Luft verliert, in sich zusammengefallen.

Für diese Entwicklung gibt es viele Gründe, aber eine wesentliche Ursache. Wir haben in vielen Bereichen der Wirtschaft gegen ein Grundgesetz der Wirtschaft verstoßen: Wirtschaften heißt immer für andere leisten können und wollen. Wirtschaft ist praktischer Altruismus, nicht eine Selbstversorgungsveranstaltung. Wir haben z.B. den Generationenvertrag in der Alterssicherung aufgelöst und uns dazu anhalten lassen, uns selbst um unsere Zukunft durch Schaffung entsprechender Vermögen zu kümmern. Statt dass eine Generation für die nächste Generation tätig ist, haben wir selbst für unser Alter vorgesorgt. Ein großer Teil dieses vorgehaltenen Vermögens wurde in den letzten Monaten im Wert reduziert, manche Werte sind vollständig verschwunden. Diese "Selbstversorgungsmentalität" ist die Ursache der Krise. Ermöglicht wurde die Krise durch die deutlich erhöhte Geldmenge in den vergangenen Jahren. In den letzten 20 Jahren hat die Geldmenge die ca. 2,5-fache Größe des weltweiten Waren- und Dienstleistungsvolumens erreicht.

 

Die Wirtschaft als soziales Netzwerk

Eine arbeitsteilig organisierte Weltwirtschaft wird umso besser funktionieren, je weniger der Einzelne aus der Selbstversorgungshaltung arbeitet. Je mehr es gelingt, für den Anderen tätig sein zu wollen, umso besser funktioniert der soziale Organismus. Dieses von Rudolf Steiner aufgestellte, so genannte "Soziale Hauptgesetz" leuchtet unmittelbar ein. In einer arbeitsteilig organisierten Wirtschaft ist eine Selbstversorgung mit selbst erzeugten Leistungsteilbeträgen unmöglich. Eine Kassiererin kann nicht von der "Dienstleistung Kassieren" leben. Vielmehr zahlen die Kunden einen Beitrag für diese Leistung. Die Beiträge bilden das monatliche Einkommen der Kassiererin. Wenn wir jedoch erkennen, dass wir alle füreinander tätig sind, ist es nur noch ein kleiner Schritt zu einer vernetzten Wirtschaft. Alnatura arbeitet mit über 100 Herstellern zusammen, die die Alnatura Produkte erzeugen. Diese wiederum beziehen ihre Rohwaren von vielen tausend Bio-Bauern im In- und Ausland.

 

Nachhaltig Wirtschaften

Im November 2008 hat die Bundesregierung den "Fortschrittsbericht zur Nachhaltigkeitsstrategie" vorgelegt. Auch die Unternehmen sollen in Zukunft "nachhaltiger" wirtschaften, d.h. neben der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit auch die Ziele der Ökologie und der sozialen Gerechtigkeit verfolgen. Ich bin davon überzeugt, dass nur ein nachhaltiges Wirtschaften unser Leben auf dieser Erde sichern kann. Nachhaltigkeit bedeutet für mich vor allem "sinnvolles Wirtschaften". Darunter verstehe ich, dass wir bei Alnatura aus Liebe zu unseren Kunden und mit Respekt vor der Schöpfung versuchen, ganzheitlich zu denken und zu handeln. Nachhaltigkeit muss man wollen. Nur durch eine permanente Entwicklung gelingt es uns, Schritt für Schritt die Arbeit von Alnatura sinnvoller zu machen.

Regionale Netzwerke zur Nachhaltigkeit

Alnatura hat z.B. gemeinsam mit der Upländer Bauernmolkerei erreicht, dass über eine faire Milchpreisauszahlung an die Bauern seit September 2006 35 neue Bio-Bauern als Lieferanten zu den bis dahin 100 Milchbauern im nordhessischen Upland und den angrenzenden Gebieten dazugekommen sind. Die Milch von diesen 35 Höfen wird nun auch in der Upländer Bauernmolkerei verarbeitet. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, wie wir in Zukunft um die Produktionsbetriebe herum ein immer engeres Netz von Bio-Bauern entstehen lassen wollen. Kurze Transportwege und eine schonende Warenveredelung sprechen für die Schaffung regionaler Netzwerke.

Kunden gestalten die Wirtschaft

Mit dem Einkauf bei Alnatura ermöglichen Sie die Weiterentwicklung einer Wirt­schaftsinitiative, die Nachhaltigkeit lebt. Wir werden auch in Zukunft alle unsere Kraft dafür einsetzen, dass wir - Sie als Kunden, wir als Unternehmen - weiter auf diesem Weg gehen können. Ich bin davon überzeugt, dass Sie auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit uns Wirtschaft sinnvoll gestalten wollen. Wir können dies nur gemeinsam und wollen wie in der Vergangenheit, so auch in der Zukunft ganz für Sie da sein. Wir können uns ohne Kompromisse unserer Arbeit widmen, weil wir niemandem ein Renditeversprechen machen müssen. Ich verspreche Ihnen dagegen, zu einer weiteren Sinn-Maximierung von Alnatura beizutragen. Das können wir nur gemeinsam bewirken. Gerade jetzt erscheint mir das Alnatura Beispiel von besonderer Wichtigkeit für die weitere Entwicklung unserer Gesellschaft.

Alnatura - eine Kulturinitiative in der Wirtschaft

Alnatura entspringt aus einem Denken, das die Welt nicht nur auf das Materielle reduziert. Vielmehr geht es uns um die Förderung der menschlichen Entwicklung. Wir wollen die Fähigkeitsentwicklung unserer Mitmenschen unterstützen und ermöglichen. Wir wollen mit den Alnatura Lebensmitteln zeigen, dass beste Bio-Qualität zum günstigen Preis möglich ist. Wir wol­len gemeinsam mit Ihnen die Welt weiterentwickeln. Wir wollen gerade jetzt deutlich machen, was es heißt, nachhaltig zu wirtschaften. Wir wollen gemeinsam mit Ihnen mehr Sinnvolles für die Zukunft.

In diesem Jahr feiern wir unser 25-jähriges Jubiläum. Wir haben uns viele Initiativen überlegt, die eine bessere, nachhaltigere Zukunft mit menschlichem Antlitz fördern. Lassen Sie sich überraschen!

Autor: Prof. Dr. Götz E. Rehn
Gründer und Geschäftsführer von Alnatura