FAQ rund um Saatgut, CMS und mehr
Häufige Fragen - von "CMS-Hybride" bis "Standpunkt der Bio-Branche"
Was bedeutet CMS?
CMS steht für cytoplasmatisch-männliche Sterilität. Es handelt sich um eine in einigen Pflanzen (z. B. Rettich, Sonnenblume, einige Roggensorten) auch natürlich auftretende Eigenschaft. Diese Pflanzen bilden keine Pollen aus (Pollen sind der männliche Beitrag zur Fortpflanzung), d. h. sie sind nicht vermehrungsfähig. Die Pflanzen bezeichnet man daher als männlich steril. Züchter machen sich diese Eigenschaft von Pflanzen zunutze, damit es nicht zu einer ungewollten Selbstbefruchtung kommt. Bei vielen Pflanzen befinden sich männliche und weibliche Blühorgane in einer Blüte und befruchten sich. Die natürliche Einkreuzung oder mit technischen Mitteln erfolgende Einbringung von CMS-Eigenschaften in die betreffende Pflanze verhindert die Selbstbefruchtung. Diese Eigenschaft der Pflanzen hat ihren Sitz nicht im Zellkern, sondern im Plasma um den Zellkern herum.
Was sind Hybride?
In der Pflanzenzüchtung bezeichnet man die Nachkommen aus der Kreuzung von Inzuchtlinien als Hybride . Die hieraus gewonnenen Produkte zeichnen sich durch eine hohe Gleichförmigkeit im Wuchs, im Aussehen und in der Qualität aus, und sie ermöglichen höhere Erträge. Ein Bauer oder Gärtner kann in der Regel von Hybridpflanzen kein Saatgut gewinnen, denn diese Sorten sind nicht "samenfest".
Was bedeutet "samenfest"?
Ein Züchter bezeichnet Pflanzen dann als samenfest, wenn aus dem von ihnen gewonnen Samen "familienähnliche", erkennbar der elterlichen Sorte angehörende Nachkommen gezogen werden können. Hybridpflanzen sind nicht samenfest. Sie sind das Ergebnis von gekreuzten Elternlinien mit sehr speziellen, zum Teil extremen Eigenschaften. Die Samen der gleichförmigen Hybridpflanzen ergeben sehr heterogene, "auseinanderfallende" Nachkommen. Sie weisen nur eine geringe Ertragskraft auf.
Was sind CMS-Gemüsesorten?
Seit es Ackerbau gibt, entwickelt der Mensch durch Züchtungen Eigenschaften von Pflanzen weiter. So sind alle Gemüsesorten, ob aus ökologischer oder konventioneller Zucht, das Ergebnis von gezielten Züchtungen. Hybridsorten erfüllen die Erwartungen an gleichmäßiges Aussehen, Wuchs und Geschmack der Produkte besonders gut. Bei Kohlarten wie Broccoli und Blumenkohl sowie bei Chicorée sind heute Sorten verbreitet, die die auf technischem Wege erzeugte Eigenschaft "männliche Sterilität" (CMS) aufweisen. CMS-Hybridpflanzen sind, anders als gentechnisch veränderte Organismen (GVO), nicht vermehrungsfähig.
Sind CMS-Gemüse gentechnisch veränderte Organismen (GVO)?
Nein, denn GVO entstehen durch technische Eingriffe auf Ebene der Gene und können sich fortpflanzen. Bei CMS-Hybriden wird nicht auf Ebene des Erbguts, der Gene eingegriffen, sondern das Zellplasma wird ausgetauscht. So gewonnene Produkte nimmt der Gesetzgeber daher von den Vorschriften für GVO aus, sie unterliegen z. B. keiner Kennzeichnungspflicht. Auch schließt die Gesetzgebung zum Ökolandbau mittels dieser Methode erzeugtes Saatgut nicht aus. Die Mitgliedsverbände des deutschen Bio-Dachverbandes BÖLW (Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V.) dagegen lehnen diese Züchtungstechnik ab und fordern vom Gesetzgeber klare, verlässliche Kennzeichnungsregeln. Damit erst gäbe es für Bauern, Handel und Verbraucher Entscheidungsfreiheit. Alnatura unterstützt diese Position.
Wie nutzen Züchter CMS?
Pflanzenzüchter können mit der natürlich vorkommenden Eigenschaft CMS ganz traditionell mit den Mitteln der Kreuzung und Selektion arbeiten. Häufiger ist aber der Fall, dass mit technischen Mitteln gearbeitet wird. Diese Technik nennt man Protoplastenfusion. Die Züchter führen das Plasma unterschiedlicher Pflanzenzellen zusammen, um die Eigenschaft CMS zu übertragen. Einen anderen Weg gehen Bio-Züchter und Vermehrer von Bio-Saatgut, denn sie arbeiten vor allem an samenfesten Sorten (vgl. Frage "Was bedeutet 'samenfest'"?) und nutzen CMS nicht.
Welche Haltung hat Alnatura zu CMS?
Wir unterstützen die Beurteilung der Fachverbände der Bio-Branche. Deshalb bieten wir, wo immer möglich, Broccoli, Blumenkohl und Chicoree der heimischen Anbauverbände Bioland, Demeter und Naturland an. Deren Landwirte und Gärtner dürfen nur Sorten verwenden, die CMS-frei sind.
Für Alnatura ist Vielfalt ein hohes Gut. Deshalb braucht der ökologische Landbau, insbesondere in Deutschland, bessere Rahmenbedingungen, die nur die Politik ermöglichen kann. Alnatura leistet einen Beitrag für Vielfalt, indem wir Initiativen unterstützen, die am Ursprung jeder pflanzlichen Vielfalt, dem Saatgut und der Züchtung, arbeiten. Seit vielen Jahren fördern wir die Bio-Saatgutarbeiten, u. a. unterstützen wir den Saatgutfonds, der die ökologische und biologisch-dynamische Pflanzenzüchtung vorantreibt.
Auch unsere Kunden leisten einen entscheidenden Beitrag: Seit über zehn Jahren kaufen sie in jedem Frühling ökologische Saatguttütchen im Rahmen unserer Saatgutaktion. Der Erlös hieraus, insgesamt knapp eine halbe Million Euro, hat Alnatura an Initiativen, die sich für Vielfalt in der Pflanzen- und Tierwelt engagieren, gespendet.
Für Alnatura ist Vielfalt ein hohes Gut. Deshalb braucht der ökologische Landbau, insbesondere in Deutschland, bessere Rahmenbedingungen, die nur die Politik ermöglichen kann. Alnatura leistet einen Beitrag für Vielfalt, indem wir Initiativen unterstützen, die am Ursprung jeder pflanzlichen Vielfalt, dem Saatgut und der Züchtung, arbeiten. Seit vielen Jahren fördern wir die Bio-Saatgutarbeiten, u. a. unterstützen wir den Saatgutfonds, der die ökologische und biologisch-dynamische Pflanzenzüchtung vorantreibt.
Auch unsere Kunden leisten einen entscheidenden Beitrag: Seit über zehn Jahren kaufen sie in jedem Frühling ökologische Saatguttütchen im Rahmen unserer Saatgutaktion. Der Erlös hieraus, insgesamt knapp eine halbe Million Euro, hat Alnatura an Initiativen, die sich für Vielfalt in der Pflanzen- und Tierwelt engagieren, gespendet.
Was fordert die Bio-Branche?
Stellvertretend für die Bio-Branche fordert der Bio-Dachverband BÖLW vor allem die gesetzlich verpflichtende Kennzeichnung von Sorten, die durch Züchtungstechniken wie der Zellfusionstechnik entstanden sind. Damit hätten Bauern die Wahlfreiheit bei ihrem Saatgut, und Öko-Saatgut könnte verstärkt entwickelt und eingesetzt werden.
Weshalb gibt es CMS-Gemüse in der Bio-Branche?
CMS-Gemüse gibt es bei Kohlsorten (Blumenkohl, Broccoli, Kohlrabi, Weißkohl) sowie bei Chicorée. Für den Ausschluss von CMS-Hybridsorten sind die Bio-Bauern und Gärtner auf verlässliche Angaben der Züchter bzw. Saatgutanbieter angewiesen. Bislang gibt es keine Kennzeichnungspflicht für CMS-Sorten.
Gleichzeitig ist der ökologische Landbau zum Teil noch auf konventionell gezüchtetes Saatgut, das auf Bio-Betrieben vermehrt worden ist, angewiesen. Es gibt noch immer zu wenig Saatgut aus ökologischer Züchtung. Die Bio-Züchter entwickeln samenfeste Sorten. Bis diese in den erforderlichen Qualitäten und Mengen flächendeckend verfügbar sind, vergehen lange Entwicklungszeiten. Um diesen Prozess weiter voranzutreiben, unterstützt Alnatura die ökologische Saatgutzüchtung seit vielen Jahren (vgl. Frage Welche Haltung hat Alnatura zur CMS?).
Gleichzeitig ist der ökologische Landbau zum Teil noch auf konventionell gezüchtetes Saatgut, das auf Bio-Betrieben vermehrt worden ist, angewiesen. Es gibt noch immer zu wenig Saatgut aus ökologischer Züchtung. Die Bio-Züchter entwickeln samenfeste Sorten. Bis diese in den erforderlichen Qualitäten und Mengen flächendeckend verfügbar sind, vergehen lange Entwicklungszeiten. Um diesen Prozess weiter voranzutreiben, unterstützt Alnatura die ökologische Saatgutzüchtung seit vielen Jahren (vgl. Frage Welche Haltung hat Alnatura zur CMS?).
Ist Ware der Anbauverbände CMS-frei?
Ja. Dies wird sichergestellt, weil Landwirte und Gärtner der deutschen Verbände Bioland, Demeter und Naturland nur Sorten verwenden dürfen, die CMS-frei sind.