Warenkunde: Beeren
Was sind Beeren?
Die wilden Urformen der Erdbeere
Mit dieser leuchtend roten Frucht startet in unseren Gärten die Beerenzeit. Wilde Walderdbeeren, so die Überlieferungen, wurden schon in der Steinzeit von den Menschen gesammelt und verzehrt. Auch in den römischen Schriften von Virgil, Ovid und Plinius wird die Wildfrucht erwähnt. Und die Germanen weihten die als verlockend geltende Beere ihrer Fruchtbarkeitsgöttin Freya. Die ersten drei Erdbeeren des Jahres wurden ihr geopfert. Aus dem Mittelalter weiß man, dass die Walderdbeere weitverbreitet vorkam. Und so liegt die Vermutung nahe, dass diese wilde Form der Urahn unserer heutigen Gartenerdbeere sei. Doch dem ist nicht so! Denn die Walderdbeere lässt sich nicht ohne weiteres kultivieren und schon gar nicht auf eine üppigere Fruchtgröße züchten.
Gartenerdbeere – Resultat einer zufälligen Kreuzung
Der Ursprung unserer Gartenerdbeere resultiert vielmehr aus einer zufälligen Kreuzung zweier Erdbeerarten, die geographisch gar nicht zusammen vorkommen. So wurde im 17. Jahrhundert aus Nordamerika eine Erdbeersorte nach Europa importiert, die man Scharlacherdbeere nannte. Fast zeitgleich kam aus den Anden die Chile-Erdbeere. Durch den zufälligen Anbau beider Sorten in direkter Nachbarschaft entstand ein Bastard mit großen, roten Früchten und gutem Geschmack – Ursprung der heutigen Gartenerdbeere. Ihr Aussehen und der Duft waren Grund genug sie auf den wohlklingenden botanischen Namen Fragaria ananassa zu taufen.
Mittlerweile gibt es über 1 000 Erdbeersorten. Doch man weiß auch: Eine große, makellose und dunkelrote Erdbeere ist leider schon lange kein Garant mehr für ein gutes Aroma. Mit etwas Glück findet man noch heute, eher an versteckten und schattigen Orten, die wilde, kleine und süße Walderdbeere.
Himbeere - beliebt bei Mensch und Hint
Ihr Name leitet sich von der althochdeutschen Bezeichnung Hintperi ab. Dabei steht hint für die Hirschkuh. Vermutlich, weil sich diese gerne mit ihren Jungen in den Himbeersträuchern versteckt und sowohl Beeren als auch Blätter eine beliebte Nahrungsquelle für die scheuen Waldbewohner ist. So wundern auch die im Volksmund und regional verbreiteten Synonyme wie Hindebeere, Rehbockbeere oder Hirschbeere nicht.
Ihren botanischen Namen Rubus idaeus trägt die zur Familie der Rosengewächse gehörende Himbeere schon seit Ewigkeiten. Wieder war es der römische Gelehrte Plinius der Ältere, der die Himbeere in seinen Werken bereits erwähnte und beim noch heute gültigen Namen nannte.
Die Heimat der Himbeere liegt in ganz Eurasien. Im Altertum waren die Himbeere und vor allem ihre Blätter eine beliebte Heilpflanze, die später auch weit verbreitet in Klostergärten angebaut wurde. Der etwas stachelige Strauch mit den aromatisch-weichen Früchten war übrigens eine der ersten europäischen Pflanzen, die nach Nordamerika eingeführt wurde – wo sie bis dato gänzlich unbekannt war.
Himbeere in Küche und Garten
Geerntet werden die reifen Freilandfrüchte von Ende Juni bis Mitte September. Vor Feuchtigkeit geschützt und möglichst nicht übereinander liegend, lassen sich Himbeeren maximal drei Tage aufbewahren, man kann sie aber auch einfrieren. Vor dem Verzehr in einem Sieb kurz in Wasser tauchen und trocknen lassen. Und dann pur genießen, zu Konfitüre, Gelee oder Kompott verarbeiten oder als Obstkuchen-Zutat verwenden.
Himbeerruten im Garten oder an der Hauswand sind übrigens nicht nur für die Obsttorte, den Marmeladenvorrat oder den Hand-in-Mundverzehr großartig – ihre kleinen Blüten bieten auch reichlich Nektar für Bienen und Schmetterlinge und sind daher eine beliebte Insektenweide.
Johannisbeeren und ihre Geschichte
Während am 24. Juni das Ende des Spargelstechens und frischen Rhabarberkompotts eingeläutet wird, beginnt für die Johannisbeere die Erntezeit. Denn um den Gedenktag der Geburt Johannes des Täufers, ihrem Namensvetter, werden die schmackhaften Beeren reif. Die kleinen Beeren schauen auf eine recht junge Kulturgeschichte zurück – zumindest den Überlieferungen zufolge. Denn namentlich erwähnt werden Wildformen erst zur Zeit Hildegard von Bingens. Die Vorfahren der Garten-Johannisbeeren stammen aus Europa und Nordasien und sind dort noch heute vereinzelt in Wäldern und an Felsen zu finden.
Ursprünglich war es gar nicht nur der süßsäuerliche Beerengeschmack, der die Menschen interessierte, sondern naturheilkundliche Erkenntnisse, weshalb die Pflanze auch in vielen Klostergärten angebaut wurde. Aus dieser Zeit stammen Synonyme wie Gichtbeere für die schwarze Johannisbeere, die übrigens sogar im botanischen Sinne eine echte Beere ist.
Johannisbeeren in der Küche
Die kleinen säuerlichen Beeren können weiß, rosa, rot oder schwarz sein. Von allen Beerenarten weisen Johannisbeeren den höchsten Säuregehalt auf, insbesondere die schwarzen Sorten sind für ihren herben Geschmack bekannt. Rote und weiße Sorten können durchaus frisch verspeist werden, schwarze Johannisbeeren eignen sich besser für Säfte, Konfitüre, Kompott oder rote Grütze. Die Johannisbeer-Erntezeit reicht von Ende Juni bis Ende Juli. Einige Tage kann man die sauren Beeren im Kühlschrank aufbewahren – oder mehrere Monate im Tiefkühlschrank. Vor dem Verzehr kurz bei Raumtemperatur »atmen« lassen, so kommt das Aroma besser zur Geltung.