Weinbaugebiet Frankreich: Bordeaux und Languedoc
Bordeaux-Weine gelten vielen als Synonym für französische Weine schlechthin. Die berühmte Weinhauptstadt Bordeaux liegt im Département Gironde, südlich der Mündung der Flüsse Garonne und Dordogne. Der Atlantik, dessen Golfstrom und die Flusstäler bestimmen das einzigartige Klima für den Weinbau im südlichen Aquitanien, den die Römer dort einführten. Die Briten zählen noch immer zu den wichtigsten Abnehmern der Bordeaux-Weine, immerhin gehörte das Bordeaux bis zum 15. Jahrhundert über 300 Jahre zu England. Die Weingüter heißen dort alle Château (Schloss), auch wenn sich dahinter ein schlichtes Einfamilienhaus verbirgt. Dennoch kann das Bordeaux mit vielen renommierten wie repräsentativen Weingütern mit Schlossfassade aufwarten. Zu den wichtigsten zugelassenen roten Rebsorten im Bordelais gehören Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot. Man unterscheidet in Weine, die eher von Cabernet Sauvignon geprägt, tanninreich und kräftig sind – sie stammen vom linken Flussufer –, und in Weine, die weicher sind und einen höheren Merlot-Anteil aufweisen. Sie kommen vom rechten Flussufer. Auch die Bodenformationen unterscheiden sich: Geröll, Kies und Schotter am linken und tiefere Kalkböden am rechten Ufer.
Berühmte "Rive gauche"- (linkes Flussufer) Appellationen (AOC) sind zum Beispiel Haut-Médoc, Pauillac, Saint-Estèphe, während Pomerol und Saint-Émilion angesehene AOC-Weine des "Rive droite" (rechtes Flussufer) sind. Traditionell werden Rotweine im Bordeaux in 225-Liter-Eichenfässern, sogenannten Barriques, ausgebaut und assembliert. Das heißt, verschiedene Rebsorten werden miteinander vermählt zu einer Cuvée, deren genaue Zusammensetzung der Winzer ungern verrät, weil sie je nach Jahrgang variiert. Qualitativ hochwertige Bordeaux haben ein großes Alterungspotenzial und können mehrere Jahrzehnte reifen. Das Aromenspektrum der roten Bordeaux-Weine ist je nach Stilistik vielfältig und komplex. Es reicht von kräftigen Cassis-Noten über Kirsche und Rote Johannisbeere zu Leder und Tabak. Die klassische Speiseempfehlung dazu: das Entrecôte à la bordelaise – ein spezielles Stück vom Rind, kurz angebraten und mit Schalotten serviert. Die französische Art des Zwiebelrostbratens. Gänse und Enten sowie deren Innereien – die Tiere werden leider häufig gestopft, damit vor allem die Leber fetter und schmackhafter wird – gehören ebenso zu den regionalen Spezialitäten. Und die Autorin muss hier leider bei aller Tierliebe einräumen, dass diese Wein-Geflügel-Kombinationen eine Verführung für jeden Gourmet darstellen. Nur überzeugte Vegetarier und Veganer sind davor gefeit, der Foie gras (Stopfleber) zu erliegen. Für sie gibt es hervorragende Steinpilzgerichte, Trüffel aus dem Périgord und Gemüse-Tartes.
Fleischlastig geht es aber weiter in Südfrankreich Richtung Osten. Eintopfgerichte aus weißen Bohnen wie das Cassoulet mit Confit de canard (Ente), Schweine- oder Lammfleisch geschmort: einfach ein Gedicht zu den fruchtbetonten, aber kräftigen Rotweinen aus dem Languedoc. Hier wird der mediterrane Einfluss deutlicher schmeckbar durch mehr Kräuter wie Thymian, Rosmarin, Salbei und so weiter. Die sogenannten Garrigue-Kräuter bestimmen auch die Weinaromatik der südfranzösischen Rebsorten in diesem Gebiet: Carignan, Grenache, Mourvèdre, Cinsault, die man häufig in den Landweinen der Region vorfindet, den sogenannten Vins de Pays d’Oc oder IGP (Indication Géographique Protégée). Dazu eine einfache Tapenade aus pürierten schwarzen Oliven mit Olivenöl, Knoblauch und Gewürzen auf einem frischem Baguette erfreut auch jeden Fleischfresser. Ah, délicieux!