Was sind biodynamische Weine?
Wertvolle, biodynamisch erzeugte Weine
Ein Organismus im Rhythmus der Natur
Ein zentraler Gedanke Rudolf Steiners zur Landwirtschaft, den er bereits vor über 90 Jahren vortrug, ist das Ideal des möglichst geschlossenen Kreislaufs. Ein landwirtschaftlicher Betrieb wird als Organismus gesehen: Der Mensch, das Tier, die Pflanze, der Boden leben wie ein Organismus im Rhythmus der Natur. Man nimmt voneinander, aber man gibt auch wieder etwas zurück. Kuhhörnern kommt im biodynamischen Weinbau eine wichtige Rolle bei der Herstellung bestimmter Präparate zu. Der Winzer füllt die Hörner mit Kiesel oder Kuhmist und vergräbt sie von Frühjahr bis Herbst oder über den Winter im Boden. Wenn sie dort Licht, Wärme oder einfach nur Lebenskräfte angereichert haben, werden die umgewandelten Füllungen mit Wasser verrührt und im kommenden Jahr in feinster Dosierung im Weinberg versprüht. Zum Beispiel stinkt der Mist im Kuhhorn nicht mehr, nachdem das Horn wieder ausgegraben wurde. Der Mist hat sich verwandelt in eine humusähnliche Substanz. Die im Weinberg versprühten Präparate dienen nicht der Düngung, sondern haben eine ausgleichende, die Pflanze stärkende und den Boden belebende Wirkung. Zusätzlich sorgen möglichst betriebseigener Kompost und Kräuterpräparate, wie Schachtelhalm oder Brennnessel, für lebendigen Dünger und dienen der Stärkung der Pflanzen, zum Beispiel gegen Pilzinfektionen.
Versteht man den Rhythmus der Natur als Zusammenspiel zwischen kosmischer Energie und den natürlichen Kreisläufen, richtet man seine Arbeitsprozesse im Weinberg anders ein. So bringt man das Hornkiesel-Präparat eher bei Neumond und das Hornmist-Präparat bei Vollmond aus. Auch beim Rebschnitt, der Ernte und den Arbeiten im Keller achten viele biodynamisch arbeitende Winzer auf die Mondphasen.
Der Werdegang der Qualitätsweine
Im Keller bei der Pressung der Trauben, dem Vergären der Maische oder des Saftes sowie beim Ausbau des Weins versuchen biodynamisch arbeitende Winzer, den Werdegang des Weins behutsam zu führen und zu kontrollieren. Physikalische oder chemische Eingriffe sind dabei nicht erlaubt. Reinzuchthefen, welche die Gärung beschleunigen oder geschmacklich in den Wein eingreifen, sind ebenfalls verboten. Gerade hier erweist sich der Mehraufwand im Weinberg als Gewinn. Je gesünder die Rebstöcke, desto besser sind die geernteten Trauben und desto weniger Arbeit im Keller ist nötig, um einen Qualitätswein zu erzeugen. Tiefe, komplexe, vom Terroir geprägte Weine sind hochwertige Weine, die ihren Ursprung nicht in hochtechnisierten Weinlaboren haben. Solche unverfälschten Weine, in denen man den Boden, auf dem sie wachsen, riechen und schmecken kann, werden im Weinberg gemacht – und zwar im Einklang mit der Natur. Das ist das Herzstück des biodynamischen Weinbaus und gleichzeitig die Zukunft der Qualitätsweine.
››› Susanne Salzgeber
Biodynamische Weine
Weine, die nach den Regeln der biologisch-dynamischen Landwirtschaft angebaut und hergestellt werden, erkennt man am Demeter-Siegel (wie andere Bio-Lebensmittel auch) oder an der Biodyvin-Zertifizierung (ausschließlich für Weinbaubetriebe).
Weltweit sind 858 Weingüter Demeter zertifiziert, davon 53 in Deutschland.
103 französische und 2 deutsche Weingüter sind Mitglied im Verband der biodynamisch arbeitenden Winzer.