Insektensterben: Was Sie dagegen tun können
Es ist wissenschaftlich belegt: Deutschland erlebt ein massives Insektensterben.
Doch wir als Verbraucher müssen dieser Entwicklung nicht hilflos zuschauen.
Wie Forscher aus Deutschland, England und den Niederlanden in einer aktuellen Studie (Oktober 2017) bestätigen, ist bei uns die Zahl der Insekten in den letzten drei Jahrzehnten um über 75 Prozent zurückgegangen.
Im Hochsommer mag es angenehm sein, wenn weniger Insekten umherschwirren oder wenn die Windschutzscheibe des Autos kaum von Insekten verklebt ist. Doch wer nur ein wenig hinter die Kulissen des Insektensterbens schaut, erkennt schnell die Zusammenhänge und die möglichen dramatischen Folgen für uns alle. Die vielleicht wichtigste Funktion der Insekten: Sie sorgen für die Bestäubung der Pflanzen. Rund 80 Prozent der Pflanzen in Deutschland sind auf das Weitertragen ihrer Pollen durch Bienen, Schmetterlinge und Co. angewiesen. Keine Bestäubung heißt keine Äpfel, keine Gurken, keine gelbleuchtenden Rapsfelder, weniger Futter für Rinder usw. Weniger Insekten bedeuten auch weniger Futter für andere Tiere, wie zum Beispiel Singvögel. Anders ausgedrückt: Alle Ökosysteme hängen von Insekten ab.
Was jeder tun kann
Müssen wir Verbraucher dieser Entwicklung hilflos zuschauen? Nein, denn jeder kann etwas gegen Insektensterben tun:
- Am einfachsten ist es Bio-Lebensmittel zu kaufen. Bio-Landwirte setzen keine Pestizide ein, legen Wert auf Hecken und Blühstreifen und sorgen für sinnvolle Fruchtfolgen auf den Feldern. Das alles schützt und schafft Lebensräume, auch für Insekten.
- Auf Bio-Landbau umstellen helfen: Weil Bio-Bauern für Vielfalt sorgen und den Boden gut machen, unterstützt Alnatura seit über 30 Jahren den biologischen Landbau. Mit der Alnatura Bio-Bauern-Initiative (ABBI) wurden bereits über 40 konventionelle Landwirte bei der Umstellung auf Bio unterstützt.
- Selbst für Insektennahrung sorgen: Bereits ein Klassiker sind die Saatguttütchen, die Alnatura Frühling für Frühling in den Filialen anbietet. Blütenmischungen wie "Bienenschmaus" oder "Schmetterlingsgruß" zieren dann von Sommer bis Herbst die Balkone und Gärten der Alnatura Kunden und sorgen für Insektennahrung.
Das Prinzip "Kleine Dinge mit großer Wirkung" zeigt sich vielleicht nirgends so genussvoll, wie bei Bio-Lebensmitteln. Mit jedem Bissen oder Schluck einen Beitrag zum Schutz der Bienen und Schmetterlinge zu leisten, das hat doch etwas, oder?
Die Studie im Detail
Das Ergebnis dieser ersten Volkszählung unter Insekten ist alarmierend. So ist die jährliche gesammelte Insekten-Biomasse durchschnittlich um mehr als 75 Prozent geschrumpft. Entsprechend leicht war das Fanggut. Doch dieser Befund wiegt schwer. Denn der Rückgang betrifft nicht nur einzelne Standorte, sondern ist ein "größerflächiges Problem", wie der Biologe Prof. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle sagt. Prof. Johannes Steidle der Uni Hohenheim drückt es drastisch aus: „Wir befinden uns mitten in einem Albtraum, denn Insekten sind zentral für das Funktionieren unserer Ökosysteme.“
Die Folgen sind offensichtlich. Wo keine Bienen, Hummeln, Schwebfliegen, Falter oder Schmetterlinge sind, findet keine Bestäubung statt. Wo kein Pollen von Blüte zu Blüte getragen wird, können keine Früchte wachsen, also keine Äpfel, Gurken, Kürbisse usw. 80 Prozent der Pflanzen in unseren Breitengraden sind auf die Bestäubung durch Insekten, vor allem durch Bienen angewiesen. Wegen ihrer Bestäubungsleistung sind Bienen nach Schweinen und Rindern die wichtigsten Nutztiere des Menschen. Allein in Deutschland erbringen sie einen volkswirtschaftlichen Nutzen in Höhe von rund zwei Mrd. Euro. Weltweit machen Insekten rund zwei Drittel aller Tierarten aus. Und sie stehen am Anfang der Nahrungskette, d. h. viele Tiere sind von ihnen abhängig, auch unsere heimischen Vögel. Ob der ebenfalls nachgewiesene Rückgang der Singvögel mit dem Insektensterben zu tun hat, muss noch geklärt werden.
Die Ursachen des Insektensterbens stehen noch nicht zweifelsfrei fest. Dennoch gibt es, so sagen Wissenschaftler, offenkundige Indizien. Eine plausible und wesentliche Ursache ist demnach die Intensivierung der konventionellen Landwirtschaft. Warum? Laut Umweltbundesamt ist der Absatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft in den letzten zehn Jahren immer weiter gestiegen, gleichzeitig hat die Biodiversität in der Agrarlandschaft abgenommen. Pestizide schaden nachweislich der ökologischen Vielfalt im Boden. Hinzu kommt die veränderte Landnutzung: Monokulturen, große Felder ohne Grünstreifen an den Rändern, weniger Hecken und Gehölze, häufiges Mähen und Umpflügen – all das führt zu einem Verlust der Lebensräume für Insekten, Vögel und kleine Säugetiere. Neben der konventionellen Landwirtschaft gibt es vermutlich noch weitere Ursachen, auch das muss noch erforscht werden.
Links
http://www.spektrum.de/news/insektenzahl-in-deutschland-nimmt-um-75-prozent-ab/1512165
››› Volker Laengenfelder
Stand: 28.11.2017